Am Mövenort auf dem Gnitz
Letzte Woche waren wir für ein paar Tage auf der schönen Insel Usedom. In diesen Wintertagen, speziell nach dem Jahreswechsel, ist die Insel das genaue Gegenteil der urlauberüberlaufenen Sonneninsel. Viele Hotels in der Winterpause, Restaurants nur im Sparbetrieb, menschenleere Strände, menschenleere Promenaden. Wer es noch einsamer mag, begibt sich auf den Gnitz, eine Halbinsel im Achterwasser.

Die Insel ist groß genug, um mit dem Fahrrad einen ganzen Tag dort zu verbringen. Man kann das Großsteingrab bei Lütow besuchen, die Dorfkirche Netzelkow besichtigen und Vogelliebhaber sollten unbedingt auf der Insel Görmitz vorbeischauen.
Für eine Radtour war das eiskalte Wetter der letzten Tage natürlich nicht geeignet. Stattdessen haben wir das Auto benutzt, um zum Naturschutzgebiet auf dem südlichsten Zipfel der Halbinsel zu gelangen. Dazu fährt man von Zinnowitz aus über Neuendorf bis in den Ort Lütow. An einem Trafohäuschen biegt man rechts ab und gelangt am Straßenende direkt bis zum Eingang des Naturschutzgebietes.
Der Weiße Berg auf dem Gnitz
Der Weg an einer Informationstafel vorbei führt zunächst rechter Hand an einem Erlenbruchwald vorbei. Die Strecke steigt langsam an und bald verläuft sie etwas erhöht, auf der linken Seite die "Wasserkante". Nach gut einhundert Metern befindet man sich bereits mitten in einer beeindruckenden Kulturlandschaft - die unter der weißen Schneedecke jedoch nur zum Teil zu sehen war: weite Magerrasen mit einzelnen Wacholderbäumen rechts sanft ansteigend, links bis zur Gewässerkante Salzwiesenflächen. Die Landschaft am "Weißen Berg", wie er wohl bereits von den Slawen genannt wurde, ist durch Jahrhundertelange menschliche Nutzung geprägt worden. Eine Schautafel am Weg schreibt folgendes:

Die Entwicklung des Gnitz begann vor ca. 10.000 Jahren. Das Abschmelzen des Inlandgletschers vollzog sich durch einzelne Vorstöße und Stillstandslagen. Mit der Gliederung des Gletzscherkörpers bildete sich die Endmoräne in unterschiedlichen Höhenlagen heraus. Eine solche Erhöhung stellt die Gnitzer Eiskerbe mit dem 32 m hohen Weißen Berg dar. Die Schmettausche Karte von 1780 zeigt, dass der Gnitz zu dieser Zeit als Acker genutzt wurde. Im 19. Jahrhundert dienten die verheideten Moränenflächen und das Höftland vermutlich als Schafweide. Von der Hudelandschaft zeugen heute noch Wacholdersträucher und einzelne alte Kiefern, die zum Teil bizarre Wuchsformen haben. 1887 wurde die Westhälfte der Moränenhochfläche mit einem breiten Nadelholzstreifen aufgeforstet. Zu DDR-Zeiten erfolgte auf den nicht aufgeforsteten Teilen eine intensive Grünland- und Ackernutzung. Seit 1993 werden die unter Naturschutz gestellten Flächen extensiv beweidet und gemäht.
Blick über das Achterwasser
Diese bereits äußerlich sehr beeindruckende Landschaft wurde zu einem Rückzugsort für seltene Tier- und Pflanzenarten und ist somit ein beliebter Ausgangspunkt für ornithologische und botanische Wanderungen. Nicht umsonst hat dieser Winkel auch die Bezeichnung "Möwenort" erhalten.
Höhepunkt eines jeden - und so auch unseren - Besuches ist der Aufstieg auf den "Weißen Berg", von dem sich ein beeindruckender Ausblick über das Achterwasser darbietet. Bei gutem Wetter ist die Peenebrücke von Wolgast oder der Kirchturm des kleinen Städtchens Lassan zu erkennen ...




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